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Geschichtliches zur Zuckerware

Die erste den Menschen zugängliche "Zuckerware" war der Bienenhonig. In keinem anderen Naturprodukt, das der Sammler und Jäger vorfand, ist Zucker so hoch angereichert. Nichts schmeckte süßer als Honig. Er war früher den Leckermäulern in den Fürstenhäusern vorbehalten und wurde später in Apotheken als Mittel gegen "Gram und Bitterkeit" verkauft. Seine starke Klebrigkeit erschwerte zunächst die Herstellung von Zuckerwaren. Die Stunde der "Zuckerbäcker", die aus dem Konditorbereich hervorgingen, schlug erst, als außer Süßem wie Rosinen, Datteln und Honig, der Rohrzucker der Karibik und danach der Rübenzucker in Europa in reiner Form zur Verfügung stand.

 

Zuckerrohr, das übrigens nicht wie weithin angenommen aus Amerika, sondern Melanesien (bei Australien) stammt, verbreitete sich über China und Indien bis in den arabischen Raum. Während der Kreuzzüge des Mittelalters bekamen die Europäer Kunde vom "süßen Salz". Erst Christoph Kolumbus brachte das Zuckerrohr nach Amerika. Um 1500 wurden Sklaven aus Schwarzafrika zu Tausenden per Schiff nach Amerika für die körperlich harte Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen gebracht. Der Rübenzucker brach das marktbeherrschende Monopol des Kolonialzuckers aus Zuckerrohr. 1747 entdeckte ein Berliner Apotheker den Zucker in der Runkelrübe. Sein Schüler Franz Carl Achard pflanzte zunächst im heutigen Berlin-Kaulsdorf Runkelrüben an und stellte aus ihnen den ersten Rübenzucker her.

 

Noch lange Zeit waren Leckereien aus Zucker ein teures Vergnügen, das ganz besonderen Ereignissen vorbehalten blieb. In Confiserien wurden Bonbons den Begüterten zugewogen. Nach und nach kamen weitere weiche Karamellen, Geleefrüchte, Pastillen, Schäume, Marzipan und gebrannte Mandeln auf den Markt.

 

Erst als Zuckerfabriken aus den süßen Säften des Zuckerrohrs und der Zuckerrübe die Saccharose gewinnen konnten, waren die Voraussetzungen für die Herstellung von Zuckerwaren geschaffen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Zuckerwaren in Manufakturen. Erst jetzt wurden die notwendigen Koch-, Knet-, Schneid- und Wickelmaschinen entwickelt und zu industriellen Produktionsweisen übergegangen. Allmählich verlor der Zucker seine Rolle als Luxusartikel, bis er schließlich zum Volksnahrungsmittel wurde. In den Industrienationen gehören Zuckerwaren heute zu den allgegenwärtigen Produkten.