Mineralische Kohlenwasserstoffe befinden sich überall in unserer Umgebung und ihre Aufnahme durch den Menschen ist unvermeidbar (z. B. durch Autoverkehr). Da Einträge von MOSH/MOAH in Lebensmittel generell unerwünscht sind, arbeiten die gesamte Lebensmittelindustrie und auch die Süßwarenindustrie bereits seit Jahren intensiv daran, diese zu minimieren – mit deutlich messbaren Erfolgen. Allen Minimierungsmaßnahmen liegen jahrelange Forschungsarbeiten des verbandseigenen Labors der Süßwarenindustrie zugrunde, die von den Herstellern umgesetzt werden. Zusätzlich werden branchenübergreifend über den Lebensmittelverband Deutschland umfangreiche Forschungsinitiativen der Lebensmittelwirtschaft begleitet.
Die Stellungnahme des BDSI:
In den letzten Jahren wurden in verschiedensten Lebensmitteln Spuren von Mineralölbestandteilen (sog. Mineralölkohlenwasserstoffe – MOSH/MOAH) gefunden. Die gesamte Lebensmittelindustrie und auch die Süßwarenindustrie arbeiten intensiv daran, diese zu minimieren.
Die Forschung macht deutlich, dass MOSH/MOAH allgegenwärtig in der Umwelt vorhanden ist und auf verschiedensten Wegen in eine Vielzahl von Lebensmitteln gelangen kann. Zentrales Problem sind Druckfarben auf Mineralölbasis, wie sie üblicherweise beim Zeitungsdruck verwendet werden. Diese gehen in den Recyclingkreislauf ein und können aus Transport- und Produktverpackungen aus Recyclingkartonen gasförmig oder durch direkten Kontakt in Lebensmittel übergehen.
Die aktuelle Erkenntnislage zeigt, dass die als „MOSH/MOAH“-Problematik zusammengefasst diskutierten Einträge in die Rohstoff-, Lebensmittel- und Verpackungskette sehr komplex ist und es weiterer Forschungen und Maßnahmenüberprüfungen bedarf. Aktuell sind insbesondere die Standardisierung und Absicherung der angewandten Analytik und eine abgestimmte differenzierende Befundauswertung notwendig.
Im Januar 2017 hat die Europäische Kommission die Empfehlungen für ein europaweites Monitoring des Vorkommens von mineralischen Kohlenwasserstoffen in Lebensmitteln veröffentlicht (EMPFEHLUNG (EU) 2017/84 DER KOMMISSION vom 16. Januar 2017 über die Überwachung von Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln und Materialien und Gegenständen, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Kontakt zu kommen, Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 12 vom 17.01.2017, S. 95).
Mit der Datenerhebung soll für die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA die Grundlage geschaffen werden, eine Expositionsbewertung und Risikoabschätzung vorzunehmen.
Die gesamte Lebensmittelindustrie hat sich mit Forschungsinitiativen des Themas angenommen, denn eine Vielzahl von Lebensmitteln aus unterschiedlichsten Bereichen ist betroffen.
Auf der Grundlage des vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) initiierten Forschungsprojekts zur Minimierung von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln haben die deutschen Süßwarenhersteller in den letzten Jahren viel zur Minimierung dieser Stoffe getan – mit guten Erfolgen. Durch gezielte Maßnahmen, wie z.B. Umstellung auf Frischfaser, den Einsatz mineralölfreier Druckfarben oder Verwendung von geeigneten Barrieren konnten bereits viele Produktverpackungen optimiert und so die Migration von Mineralölbestandteilen während Transport und Lagerung reduziert werden.
Weitere Herausforderungen ergeben sich darüber hinaus in der Lieferkette im internationalen Rohstoffhandel: Alle Papier- oder Kartonverpackungen mit Recycling-Faser-Anteil können weltweit wegen des darin verarbeiteten Altpapiers Mineralölbestandteile enthalten. Diese können auf darin transportierte Rohstoffe, Lebensmittel und Verpackungsmaterialien übergehen. Sofern es möglich ist, sollten daher beim internationalen Rohstofftransport entweder keine recyclingfaserhaltigen Papier-/Karton-Materialien eingesetzt werden oder durch geeignete Barrieren der direkte oder indirekte Kontakt zwischen Recyclingfaser und Rohstoff verhindert werden (z.B. in Schiffscontainern).
Der BDSI fordert eine Umstellung auf mineralölfreie Druckfarben im Zeitungsdruck, um eine Haupteintragsquelle von Mineralölbestandteilen in den Recyclingkreislauf zu verschließen.
Darüber hinaus sind gemeinsame Minimierungsmaßnahmen mit allen Partnern entlang des Produktions-, Transport- und Lagerungsprozesses nicht nur innerhalb der EU, sondern auch in den Herkunftsländern der Rohstoffe erforderlich. Entsprechende Forderungen sind bereits auf den Weg gebracht worden.
Zum Hintergrund: Mineralölbestandteile (MOSH/MOAH) kommen überall in der Umwelt vor und können in Lebensmittel gelangen. Neben dem Haupteintrag aus mineralölhaltigen Druckfarben in Recyclingkartonen ist eine umweltbedingte „Grundbelastung“ – z.B. durch Verbrennungsprozesse – gegeben (u.a. Abgase von Motoren, Emissionen aus Anlagen und dgl.). Auch während des Transports und der Lagerung sowohl der Rohwaren als auch der daraus hergestellten Lebensmittel auf Handelsebene und zu Hause beim Verbraucher können Mineralölbestandteile in Lebensmittel gelangen. Wegen der Komplexität bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller an der Lebensmittelkette Beteiligten – und dies international, da viele Einflussfaktoren außerhalb Deutschlands liegen (z.B. Lagerung und Transport von Importrohstoffen). Die Lebensmittel- und Süßwarenindustrie kann die komplexe und schwierige Thematik allein nicht lösen, sondern alle national wie international an der Lebensmittelkette Beteiligten – vom Anbausektor über den Rohstoffhandel, das Transportwesen, die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, den Lebensmittelhandel, die Druckfarbenindustrie sowie die Zeitungsverlage bis hin zu den Verbrauchern – müssen mitwirken.
Die Stellungnahme können Sie hier herunterladen. Stand: Mai 2017
Weitere Informationen und Materialien des BDSI rund um das Thema „Minimierung von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln“
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