Süßwarenindustrie in Deutschland 2014 stabil – Wachstum ausschließlich über den Export

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Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) blickt für die Branche mit ihren genussbringenden Produkten auf ein durchwachsenes Jahr 2014 zurück. Das Exportgeschäft blieb der Wachstumsmotor der deutschen Süßwarenindustrie, während im gesättigten Inlandsmarkt nur ein leichtes Umsatzplus erzielt werden konnte.

Die hohen Rohstoffkosten, ein zunehmender Konkurrenzdruck im harten nationalen und internationalen Wettbewerb sowie immer mehr staatliche Regulierung und Bürokratie belasten die Ertragslage vieler der über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel.

Besonders stark waren die Rohstoffpreiserhöhungen im Jahr 2014 bei Kakao, Kakaobutter, Haselnüssen und Mandeln. Ein Grund für diese Entwicklung waren Ernteausfälle oder Ernterückgänge bei einzelnen Rohstoffen und die deutlich gewachsene globale Nachfrage. Hinzu kommen die zusätzlichen Belastungen durch die Aufwertung des Dollars.

Die Situation bei den Haselnüssen war beispielsweise besonders schwierig: Der Haselnusspreis erreichte im Herbst 2014 einen neuen Rekordpreis und verdoppelte sich binnen weniger Monate. Der Grund hierfür war ein Kälteeinbruch im Hauptanbauland Türkei, der im Frühjahr während der Haselnussblüte – insbesondere in den Höhenlagen der östlichen Schwarzmeerregion – erhebliche Schäden verursachte. Für die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie, die in ihren Produkten viele Haselnüsse einsetzen (wie z.B. in Nougat, Haselnuss-Schokolade, Haselnussgebäck oder Lebkuchen), ist die Situation seit Monaten angespannt.

Umfassende Verbraucherinformation durch neue Kennzeichnungsregeln

Ein riesiger Kraftakt, vor allem für mittelständische Unternehmen, war die Umstellung auf die neuen europäischen Kennzeichnungsvorgaben der Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV).

„Unsere Branche hat in 2014 mit enormem finanziellen Aufwand von geschätzt 100 Mio. €, aber auch mit großen bürokratischen Anforderungen die Umstellung aller Verpackungen auf die neuen Vorgaben bewältigen müssen und dies sehr gut gemeistert. Der Verbraucher muss durch geeignete Informationen in der Lage sein, eigenverantwortlich seine Kaufentscheidung zu treffen.

Daher begrüßen wir diesen Schritt. In absehbarer Zeit darf es nun aber keine Änderungen bei der Verpackungs-Kennzeichnung mehr geben, weil dies die Unternehmen überfordern würde und sonst das gesamte neue Verpackungsmaterial entsorgt werden müsste“, sagt Bastian Fassin, Präsidiumsmitglied im BDSI und Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM). „Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung im Jahr 2015 die Herstellung und Wahrung von positiven Rahmenbedingungen für die Lebensmittelwirtschaft in Deutschland in den Vordergrund rücken wird. Dies gilt auch für die Süßwarenindustrie, die mit ihren vielfältigen Produkten zu Genuss und kleinen Glücksmomenten im Alltag beiträgt.“

Konjunkturentwicklung der Süßwarenindustrie 2014

Nach Schätzungen des BDSI konnten die über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2014 eine Steigerung ihrer Produktion in der Menge um 1,3 % auf rund 3,94 Mio. t erzielen. Im Umsatz stieg die Produktion um etwa 1,9 % auf rund 12,89 Mrd. €. Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zugrunde.

Das Inlandsangebot* (= Produktion + Einfuhr - Ausfuhr) ging im Jahr 2014 leicht zurück. Der Absatz in Deutschland sank mengenmäßig um 0,4 % auf knapp 2,61 Mio. t, während der Inlandsumsatz im gleichen Zeitraum um schätzungsweise 1,3 % auf rund 9,43 Mrd. € stieg. (* Das Inlandsangebot wird ohne Halberzeugnisse und Rohmassen errechnet.)

Das Exportgeschäft mit Süßwaren und Knabberartikeln entwickelte sich 2014 erneut sehr positiv. Im nunmehr 40. Jahr konnte die deutsche Süßwarenindustrie ihren Titel als Exportweltmeister verteidigen. Insgesamt wurden schätzungsweise 1,95 Mio. t Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von 6,2 %. Mit einem Exportanteil in der Menge von rund 49 % (Vorjahr: 47 %) geht fast jede zweite Tonne deutscher Süßwaren in den Export. Über 80 % aller Süßwarenausfuhren werden in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert. Knapp 20 % der Exporte gehen in Drittländer außerhalb der EU, allen voran in die USA, die Schweiz, nach Russland und Australien. Der Exportumsatz stieg im Jahr 2014 um 8,8 % und lag bei rund 6,87 Mrd. €.

Beschäftigtenzahl: Die deutsche Süßwarenindustrie beschäftigte als viertgrößte Branche in der Ernährungsindustrie im Jahr 2014 stabil rund 50.000 Mitarbeiter.

Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2015: Süßwarenindustrie verhalten optimistisch

Die Süßwarenbranche steht auch im Jahr 2015 vor großen Chancen und Herausforderungen. Die größte Sorge bereitet den Herstellern weiterhin die angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten und die starke Handelskonzentration.

Die Branche zeigt sich dennoch zuversichtlich und erwartet auch von der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse (ISM) wichtige Impulse, vor allem für das Exportgeschäft. Da Wachstum fast nur noch im Ausland generiert werden kann, wünscht sich die deutsche Süßwarenindustrie, dass die nationale und europäische Politik die Branche als eine mit hohem Exportpotenzial und einer beträchtlichen Wertschöpfung in Europa anerkennt. Die Rahmenbedingungen für den Export müssen verbessert werden, indem die Exportabwicklung vereinfacht und verschlankt wird und insbesondere die Ursprungsregelungen in den Präferenzabkommen praxisnah ausgestaltet werden.

Trends 2015

Die deutsche Süßwarenindustrie hat stets die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher im Blick und bietet passende Produktkonzepte dazu an. Vielfalt ist der Trend, sowohl was neue Geschmacksrichtungen als auch was Verpackungskonzepte anbelangt.

Auch Produkte für Verbraucher mit besonderen Ernährungsbedürfnissen werden immer zahlreicher. Hierzu gehören beispielsweise laktose- oder glutenfreie Süßwaren oder solche, die für vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind. Bei den Knabberartikeln gibt es ein immer differenzierteres Angebot und eine große geschmackliche Vielfalt – ob an Nüssen oder bei den frittierten oder gebackenen Produkten.

Der Einsatz nachhaltig erzeugter Rohstoffe in Süßwaren und Knabberartikeln wird von der Branche intensiv vorangetrieben und auch im Jahr 2015 nicht an Bedeutung verlieren. Dies gilt insbesondere für Kakao, den wichtigsten Rohstoff der Schokolade.

Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen

Schokoladewaren

Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach Schätzungen des BDSI im Jahr 2014 leicht positiv. Insgesamt wurden in Deutschland ca. 1,12 Mio. t Schokoladewaren produziert. Dies entspricht einem Mengenzuwachs von 0,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Wert stieg die Produktion um etwa 2,4 % auf insgesamt 5,63 Mrd. €.

Das Oster- und Weihnachtsgeschäft 2014 verlief für die Hersteller von Schokoladewaren zufriedenstellend.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladewaren betrug 2014 schätzungsweise 10,0 kg.

Feine Backwaren

Die Hersteller von Feinen Backwaren blicken auf ein durchwachsenes Jahr zurück. In der Menge sank die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des BDSI um 1,5 %. Insgesamt wurden somit etwa 698.000 t Feine Backwaren produziert.

Im Wert fiel die Produktion um -0,7 % auf ca. 2,29 Mrd. €. Das Saisongeschäft mit Herbst- und Weihnachtsgebäck blieb aufgrund der sehr warmen Temperaturen hinter den Erwartungen zurück.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Feinen Backwaren betrug 2014 schätzungsweise 7,0 kg.

Bonbons und Zuckerwaren

Die Hersteller von Bonbons und Zuckerwaren verzeichneten 2014 eine positive Entwicklung. Die mengenmäßige Produktion stieg im Vergleich zu 2013 um schätzungsweise 3,6 % auf 556.000 t. Im Wert stieg die Produktion von Zuckerwaren um 2,3 % auf ca. 1,87 Mrd. €.

Die Entwicklung der Exporte war 2014 bei den Bonbons und Zuckerwaren mit zweistelligen Zuwachsraten außerordentlich positiv.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckerwaren lag im Jahr 2014 bei rund 5,6 kg.

Knabberartikel

Die Hersteller von Knabberartikeln konnten die positive Entwicklung der Vorjahre fortsetzen. Die Produktionsmenge stieg nach Schätzungen des BDSI um 0,3 % auf rund 269.000 t. Im Wert konnte die Produktion ein Wachstum von 2,9 % auf etwa 875 Mio. € verzeichnen.

Die Kategorie der Salzigen Snacks gilt im deutschen Markt als starkes Wachstumssegment innerhalb der Süßwarenbranche. Daher kommt die Produktion in Deutschland in erster Linie dem deutschen Markt zugute. Auch die Importe spielten hier eine wesentliche Rolle.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Knabberartikeln betrug 2014 ca. 3,5 kg.

Kaugummi

Kaugummis erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit beim Verbraucher: Der Umsatz im deutschen Kaugummisegment ist 2014 im Vergleich zum Vorjahr um etwa zwei Prozent gestiegen. Das entspricht einer Steigerung des Umsatzes (zu Endverbraucherpreisen) um 12 Mio. € auf  647 Mio. €.* (*Quelle: Nielsen 2014, Total Germany. Nov/Dec estimated)