Stärkung der Medienkompetenz statt Werbeverbote

©Stockwerk-Fotodesign/AdobeStock

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Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) hält die von der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) geforderten Werbeverbote u. a. für Süßwaren für nicht geeignet, um einen Beitrag zur Lösung des gesamtgesellschaftlichen Problems des Übergewichts und damit verbundener Folgekrankheiten zu leisten. Stattdessen ist es vor allem sinnvoll und erforderlich, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.

„Niemand wird durch einen Verzicht auf Werbung für Süßwaren schlanker oder gesünder“, sagt Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des BDSI. „Die gestiegene Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen, losgelöst von Altersgrenzen der Plattformanbieter, müssen Politik und Gesellschaft endlich zum Anlass nehmen, die Medienkompetenzen zu stärken. Werbeverbote sind hier reine Augenwischerei.“ Zudem geht die Mediennutzung in der Regel mit körperlicher Inaktivität einher, was wiederum zu einem geringeren Energieverbrauch und damit einem Übergewichtsrisiko beiträgt. Wie eine Studie der Weltgesundheits-Organisation aus 2019 nachdrücklich zeigt, bewegen sich mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen zu wenig.

Süßwaren sind genussbringende Produkte für die kleinen Freuden im Alltag. In Maßen genossen haben sie, wie jedes andere Lebensmittel auch, in einer ausgewogenen Ernährung ihren Platz. Dies verstehen Verbraucherinnen und Verbraucher auch genauso, wie eine repräsentative Verbraucherbefragung zu Süßwaren und Knabberartikeln (respondi, Dezember 2020) im Auftrag des BDSI zeigte.

Darüber hinaus ist die Entstehung von Übergewicht ein komplexes Geschehen, an dem unter anderem sozioökonomische Faktoren, Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, genetische Veranlagung sowie psychosoziale Aspekte beteiligt sind. Allein den Konsum einzelner Lebensmittel oder die Werbung für einzelne Lebensmittel als Ursache zu betrachten, löst das Problem nicht. Sinnvoller wäre es, wenn Kindern und Jugendlichen zu Hause und im Schulunterricht die Funktion und Bedeutung von Werbung vermittelt wird, damit sie Werbekompetenz erlangen. Auf diesem Feld ist z. B. die europäische Bildungsinitiative Media Smart e.V. aktiv. Auch sollte nach Überwindung der Coronavirus-Krise in Schulen praktische Ernährungsbildung etwa durch Kochkurse vermittelt werden und ein Augenmerk auf genügend Bewegung in Alltag und Schule gelegt werden.

Werbung spielt in einem fairen und lauteren Wettbewerb in der freien Marktwirtschaft zudem eine essenzielle Rolle, ist das Fundament der Medienvielfalt. Wie Lebensmittel beworben werden dürfen, legen umfangreiche nationale und europäische Regelungen bereits heute fest. Dabei wird der erhöhten Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen besonders Rechnung getragen.

Darüber hinaus hat die Wirtschaft selbst freiwillige Verhaltensregeln entwickelt und Maßnahmen der Selbstkontrolle eingerichtet. Die Süßwarenunternehmen beachten – wie alle Unternehmen der deutschen Lebensmittelwirtschaft – die „Verhaltensregeln des Deutschen Werberates über sämtliche Formen der kommerziellen Kommunikation für Lebensmittel“, welche detaillierte Vorgaben und Einschränkungen für die gezielte Werbung an Kinder enthalten. Ergänzt werden diese Vorgaben teils durch unternehmenseigene Selbstbeschränkungen.