BDSI: „Gesunde Kassenzonen gibt es nicht“

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Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) hält „Gesunde Kassenzonen“ mit Verzicht auf Süßwaren im Kassenbereich für nicht geeignet, um einen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Problem des Übergewichts zu leisten. Dieses Modell gibt es bereits in Großbritannien unter dem Stichwort „Healthy Checkout“.

„Es bleibt dem Handel selbstverständlich überlassen, wie er seine Kassenzone gestaltet. Aber es gibt keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel und es gibt auch keine gesunden oder ungesunden Kassenzonen. Durch einen Süßwarenverzicht im Kassenbereich wird niemand schlanker. In Maßen genossen hat jedes Lebensmittel in einer ausgewogenen Ernährung seinen Platz“, sagt Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer des BDSI.

An der Entstehung von Übergewicht – so belegt es die Wissenschaft – sind viele Faktoren beteiligt. Der Kampf gegen Übergewicht muss daher als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden, die die Vielzahl von Ursachen und deren Vernetzung bei den Lösungsansätzen berücksichtigt. Alle gesellschaftlichen Bereiche sind aufgefordert, zusammenzuwirken und dazu beizutragen, (jungen) Menschen Kompetenzen zu vermitteln sowie ihre Selbstverantwortung zu stärken. Sie sollten in die Lage versetzt werden, bewusst einen aktiven, gesunden Lebensstil zu entwickeln. Eindimensionale Schuldzuweisungen an einzelne Lebensstilfaktoren, wie z. B. die Ernährung oder gar einzelne Lebensmittelgruppen, sind als Lösungsansätze völlig unbrauchbar und führen in eine Sackgasse.

Die Bedeutung der Ernährung insgesamt und speziell die des Süßwaren­konsums wird als Ursache für die Entstehung von Übergewicht weit überschätzt. Groß angelegte Studien zum Ernährungsverhalten von Kindern in Deutschland belegen, dass sowohl das Ernährungsmuster als auch der Verzehr einzelner Lebensmittel (wie z. B. Süßwaren) kaum Beziehungen zum Ernährungszustand zeigen. Es stellte sich sogar heraus, dass es bei übergewichtigen und normalgewichtigen Kindern insgesamt wenig Unterschiede in der Lebensmittelauswahl gibt.

Auch die Nationale Verzehrsstudie II (NVS II) der Bundesregierung bestätigt, dass Süßwaren als Energiequelle eine untergeordnete Rolle spielen: Über klassische Süßigkeiten wie Schokoladen- und Zuckerwaren nehmen Frauen durchschnittlich nur 4 Prozent und Männer nur gut 3 Prozent ihrer Energie auf. Ferner entspricht die mediane Energiezufuhr bei Erwachsenen den Richtwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine Energiezufuhr bei geringer körperlicher Aktivität.

Langjährige Beobachtungen der Ernährung von Kindern in Deutschland zeigen, dass diese heute nicht mehr Energie (Kalorien) zu sich nehmen als vor rund 20 Jahren. Aber: In dieser Zeit ist aus unserer Bewegungs- eine Sitzwelt geworden, d. h. auch bei Kindern ist der Kalorienverbrauch durch körperliche Aktivität deutlich gesunken.